Unsere erste Langstrecke mit dem IONIQ electric

Ok, ich glaube, ich habe zu viel geschrieben, und niemand wird das lesen. Deshalb ganz kurz und knackig schnell am Anfang ein tl;dr:

Mit dem IONIQ electric kann man gut mit 5 Leuten eine Woche lang wegfahren, und die rund 860 km haben mit 5 Stopps super geklappt. Das war‘s ;)

Und wer etwas mehr Zeit hat, der liest den ausführlichen Bericht:

Bisher hatte ich nur Erfahrung mit dem IONIQ im Alltag, und bei ein paar kleineren Ausflügen mit maximal einem Ladestopp (der oft nicht mal dringend nötig war). Deshalb war unsere erste Langstrecke, die Urlaubsfahrt nach Nordholland, mit über 850 km einfacher Strecke schon eine kleine Herausforderung, welche aber super geklappt hat. Ich möchte hier jetzt ein bisschen über die Planung und Durchführung der Reise und auch ein bisschen über den IONIQ als Urlaubsfahrzeug für 5 Personen“ erzählen. Sollten am Ende noch Fragen übrig bleiben, dürft ihr mich natürlich gerne in den Kommentaren, oder über eine der Kontaktmöglichkeiten im Menü fragen. Ich bin gespannt.

Die Reichweiten des IONIQ electric

Bei einem Diesel mit über 1000 km Reichweite pro Tankfüllung fällt es nicht so auf, wenn man mal 100 km mehr oder weniger weit kommt. Bei einem Auto, das mit einer Füllung (ob Akku oder Erdöl ist ja eigentlich egal) um die 200 km weit fährt, fällt das natürlich schon mehr ins Gewicht. Meine Erfahrungen der letzten Monate zeigten, dass ich mit dem IONIQ im Sommer mit einem vollen Akku (28 kWh) rund 250 km fahren kann. Allerdings fahre ich im Alltag nie auf der Autobahn, sondern nur Stadt, Dorf, und Landstraße. Auf der Autobahn mit den höheren Geschwindigkeiten ist der Verbrauch aufgrund des höheren Luftwiderstandes dann höher, und so bin ich für die Planung von rund 200 km Reichweite ausgegangen, da ich vor hatte, höchstens 120-130 km/h zu fahren.

Der Platzbedarf für 5 Personen

Mit dem Umstieg vom Mazda 6 Kombi zum IONIQ war uns natürlich klar, dass das mit dem Reisegepäck für 5 Personen nicht ganz einfach werden würde. Schließlich haben wir es beim Kombi auch geschafft, den kompletten Kofferraum zu füllen. Diesmal hatten wir aber den Vorteil, dass wir keinen großen Kinderwagen mehr brauchten, sondern nur einen kleinen Klappbuggy dabeihatten, der recht wenig Platz wegnahm. Aber auch so brauchen 5 Personen schon einiges an Gepäck für eine Woche. Und ich war echt positiv überrascht, dass wir alles unterbekommen haben, und ich sogar noch etwas Sicht nach hinten hatte. Der Kofferraum war also nicht bis zum Dach vollgepackt. Ein bisschen Gepäck hatten wir auch vor den Sitzen verstaut, weil man unter der Fahrt ja auch ein paar Sachen braucht, Getränke und so. Für die 3 auf der Rückbank war es für die sehr lange Fahrt leider etwas sehr eng, was aber vor allem an den beiden Kindersitzen lag, die immer sehr breit ausfallen. Im Kombi wäre hier aber auch nicht mehr Platz gewesen, weil die Rückbank genau gleich breit war. Auf jeden Fall kann man mit dem IONIQ mit 5 Personen eine Woche wegfahren, wenn man etwas sparsamer packt.

Die Planung der Reise

Für die Planung der Reise habe ich vor allem den Routenplaner von GoingElectric verwendet, und alles dann in eine Notiz auf dem iPhone gespeichert. Dieses Tool ist wirklich super praktisch, und war eine sehr große Hilfe. Zuerst habe ich die Reichweite des IONIQ einfach mal auf 180 km geändert, weil ich nicht immer allzu knapp den nächsten Stopp erreichen wollte. Und so habe ich erstmal vom Routenplaner automatisch Ladestopps auswählen lassen. Unten im Routenplaner gibts dann immer einen Link, mit dem man immer wieder auf die jeweilige Route zurückgreifen kann. Diese Links zu den einzelnen Entwürfen habe ich dann in der oben erwähnten Notiz gespeichert.

Die Optimierung der Route nahm dann ein bisschen Zeit in Anspruch, weil ich immer wieder etwas etwas geändert habe. Mein Ziel war es, ca. alle 150 km einen Stopp zu machen, um immer noch etwas Puffer zu haben. Als Optimierungskriterien sollten die Säulen zuverlässig sein, es sollten wenn möglich 2 Säulen am Standort stehen, falls mal eine belegt ist, und die Bezahlung sollte mit der EinfachStromLaden-Karte funktionieren. Und so habe ich mir die einzelnen Stationen auf GoingElectric angeschaut, wie diese bewertet sind, und ob in der Vergangenheit viele Störungen eingetragen waren. Zusätzlich habe ich mir dann noch auf moovility.me die Auslastung der jeweiligen Station angesehen, um sehr stark frequentierte Säulen zu meiden.

Jeden einzelnen Ladestopp habe ich dann in die Notiz eingetragen. Jeweils mit einem Link zum Standort in Apple Maps, einem Link zur Station auf GoingElectric, und einem Link zur Station auf Moovility1. Außerdem habe ich zu jedem Stopp notiert, wie weit wir dorthin fahren müssen. So hatte ich dann unterwegs immer alle Infos schnell zur Hand.

Insgesamt waren für die 850 km Fahrt dann 5 Stopps geplant, und für die Rückfahrt 6, weil wir dort nicht mit vollem Akku gestartet sind.

Für die Zeit, die wir im Urlaub waren, habe ich mir angeschaut, was es an Ladestationen vor Ort gibt. In der Gegend, in der wir waren gibt es sehr viele AC-Lader mit 11 oder 22 kW von EVBox, und leider so gut wie keinen Schnelllader. Am Ferienhaus selbst durften wir leider nicht laden, wäre aber praktisch gewesen. Auf dem Gelände vor Ort stand aber eine 11 kW-EVBox, welche den IONIQ zwar extrem langsam lädt, aber immerhin.

Die Kosten und Arten der Bezahlung

Unterwegs habe, ich wie bereits erwähnt, darauf geachtet, dass die Stationen mit der EinfachStromLaden-Karte funktionieren, weil das mit 5 ct pro Minute einfach großartig günstig ist. Das Laden mit der EinfachStromLaden-Karte hat auch an allen Säulen wunderbar funktioniert. Nur eine Säule war anfangs etwas zickig mit der Karte, konnte aber dann über die App gestartet werden. Die Kosten der Ladungen tauchen auch sofort in der App auf und belaufen sich pro Stopp immer auf rund 1,70 € (für jeweils ungefähr 20 kWh).

Am Tag der Anreise waren dann auch noch zufällig 2 EnBW-Säulen aufgrund von Wartungsarbeiten komplett kostenlos. Nimmt man natürlich auch gerne mit.

Auf dem Plan standen auch noch 2 Stationen von Fastned. Dazu habe ich mir davor die Fastned-App geladen, mich registriert, und die EinfachStromLaden-Karte als Zahlungsmittel eingetragen. Die Bedienung der Ladestationen ist hier auch super einfach: Kabel einstecken, in der App die Nummer der Säule wählen, und schon gehts los. Wie das mit der Abrechnung funktioniert, ist mir aber noch nicht ganz klar. Die Ladevorgänge tauchen auch sofort in der App auf, aber die 2 Stopps in Deutschland stehen mit 0€ in der App, und der in den Niederlanden mit über 12€. In der EinfachStromLaden-App taucht noch nichts auf. Eigentlich sollte dort ja dann auch jeder Stopp mit rund 1,70€ auftauchen. Hier warte ich jetzt einfach mal ab, wie das abgerechnet wir. Also entweder haben mich die 3 Stopps dann 12€ gekostet, oder etwas um die 5€. Spielt alles keine große Rolle, aber ist halt noch unklar.

Im Urlaub selbst haben wir dann 2x an einem kostenlosen Schnellader eines Einkaufszentrums geladen, und ein paar mal an der EVBox vor Ort. Die EVBox habe ich mit meiner The New Motion“-Karte gestartet, weil ich keine andere Möglichkeit gefunden habe. Die Kosten hierfür belaufen sich laut App auf ungefähr 0,34 € pro kWh“. In der App selbst tauchen die Vorgänge nicht auf, und das kann auch bis zu einem Monat dauern, steht in den FAQs von New Motion. Das ist nicht schön, und nicht sehr transparent. Aber nach meinen Berechnungen sollten sich die Kosten hier auf 5-10€ belaufen. Wir werden sehen, irgendwann.

Da eben noch die oben erwähnten Ungewissheiten bestehen, kann ich leider noch nicht sicher sagen, was das alles genau gekostet hat. Aber ganz grob belaufen sich die Kosten für die Ladevorgänge unterwegs (Schätzungsweise etwas um die 2000 km insgesamt) auf 17 € bis 28 €, je nachdem, was Fastned und NewMotion noch abrechen. Aber selbst bei 28 € kann man nicht meckern, finde ich.

Die Fahrt mit den Ladestopps

Hinfahrt

Am Anfang einer solchen Fahrt ist man natürlich schon etwas angespannt. Vor allem wenn es die erste Langstrecke ist. Wir sind dann um 4 Uhr morgens losgefahren, damit die Kinder auch noch eine Zeit lang im Auto schlafen, und es auf den Straßen noch ruhiger ist. Unterwegs habe ich immer wieder zur Kontrolle die noch zu fahrenden Kilometer von den angezeigten Restkilometern abgezogen, um zu sehen, wie sich die übrigen Kilometer für den nächsten Stopp verändern. Um am Anfang schwitzt man hier dann erstmal. Der IONIQ errechnet die angezeigten Restkilometer nämlich mit dem Verbrauch der letzten Fahrten, logisch. Und da mein normales Fahrprofil keine Autobahnen enthält, schmelzen die Restkilometer auf der Autobahn dann erstmal sehr schnell dahin. Klar, ich wusste das vorher, aber es fühlt sich trotzdem nicht toll an.

Nachdem die ersten Ladestopps aber super funktioniert haben, und immer mehr als genug Kilometer übrig waren, entspannten sich meine Nerven wieder, und es stellte sich eine Art Routine ein. Auch wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre, habe wir fast immer bis 94% geladen, weil es dann irgendwie auch egal ist, ob man 10 Minuten mehr oder weniger Pause macht. Zeitlich beliefen sich die Ladestopps dann immer auf ca. 30 Minuten. (Kurz zum Hintergrund mit den 94%: Der IONIQ lädt am Schnelllader bis knapp über 80% mit maximaler Leistung, und regelt dann runter. Die letzten 10-14% dauern verhältnismäßig lang, und bei 94% ist am Schnelllader Schluss. Mehr geht nicht. Wenn man also möglichst schnell weiter will, lädt man nur bis 84%.)

Das erste Highlight war die neue Fastned-Station bei Limburg. Hier gibt‘s ein Dach über dem Kopf (welches auch praktisch war, weil es tatsächlich geregnet hat), und genug Ladepunkte und Platz für mehrere Autos. Und unser IONIQ konnte hier auch zum ersten mal an der 175 kW-Station mit 70 kW laden. Mehr kann der IONIQ nicht. Aber nahezu alle Schnelllader in Deutschland liefern nur“ 50 kW. Bei der Fastned-Station würde ich mir nur noch ein bisschen drumherum wünschen. Toilette, Verpflegung und so.

Bei einer Station, die etwas abgelegen von der Autobahn lag, hing ein E-Golf am CCS-Kabel, und es war niemand weit und breit zu sehen. Da der aber schon mit dem Laden fertig war, habe ich ihn einfach abgesteckt, und unser Auto geladen. Fühlt sich im ersten Moment verboten an, war aber im Endeffekt schon ok. Erstens war der Andere ja fertig, und zweitens blockiert man einen Schnelllader auch nicht unnötig lange. Ansonsten lief auf der Hinfahrt alles super problemlos.

Die Hinfahrt war dann insgesamt 876 km lang, und der Durchschnittsverbrauch lag bei fast sensationellen 12,6 kWh/100km. Allerdings liegt das auch daran, dass wir aufgrund von Baustellen, viel Verkehr, und einigen Gewitterschauern nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 84 km/h erreicht haben. Der komplette Energiebedarf für die Hinfahrt betrug 110,4 kWh.

Rückfahrt

Die Rückfahrt haben wir mit einem nicht vollen Akku gestartet, weshalb wir dann nochmal am kostenlosen Schnellader des Einkaufszentrums vollgeladen haben. Macht schon mal einen Stopp mehr als auf der Hinfahrt. Aber dafür haben wir uns nochmal mit Verpflegung für die lange Reise eingedeckt.

Der erste Stopp in Deutschland war dann aber schon etwas spannend. Erstens war die Strecke dorthin relativ lang, und es sollten nur noch rund 35 Restkilometer übrig sein. Dann führte uns Apple Maps auch noch in die Irre, und wollte uns in irgendein Kaff neben der Autobahn lotsen, in dem es aber keine Ladestation gibt, anstatt an die Raststätte. Mir ist das aber erst nach ein paar Kilometern, aber zum Glück, aufgefallen, und so haben wir auch noch ein paar Kilometer unnötig verfahren. Und dann war der Rastplatz auch noch sehr klein, und alle Parkplätze belegt. Auch die beiden Parkplätze vor der Ladesäule waren von Verbrennern zugeparkt. Erstmal geärgert. Aber zum Glück ist der Fahrer des einen Wagens gerade erst ausgestiegen, und so konnte ich ihn bitten, den Platz freizumachen, weil ich laden musste. Das hat dem zwar nicht ganz so gepasst, aber ok.

Die nächsten Stopps haben dann wieder ziemlich gut geklappt. Bei Hockenheim hat es an den Ladesäulen nur leider gestunken ohne Ende. Pfui.

Und nachdem alles bis hierhin ziemlich rund lief, kam dann der letzte Ladestopp, vor den letzten 120 Kilometern. Es war die 6. Schnellladung in Folge, und ich habe auf den letzten Etappen auch mehr Strom gegeben, als üblich, weil die Straßen frei waren und alle endlich nach Hause wollten. Als ich das CCS-Kabel dann eingesteckt habe, zeigte mir das Auto schon eine Ladezeit von 45 Minuten, anstatt der üblichen 30. Da war dann wohl der Akku doch etwas zu warm, nach der Belastung. Aber da wir eh vor hatten, etwas zu essen, war die etwas längere Ladezeit auch kein Problem. Nach dem Essen aber, ich hatte irgendwie schon ein ungutes Gefühl, bin ich dann gleich zum Auto und stelle fest, dass die Ladung nach ein paar Minuten schon abgebrochen hat, und wir mit der aktuellen Ladung nicht heimkommen. Mist. Zum Glück ließ sich die Ladung dann aber gleich wieder starten, und wir konnten dann mit nochmal ca. 15 Minuten Verzögerung losfahren. Nicht sehr tragisch, aber etwas ärgerlich schon.

Insgesamt betrug die Strecke für die Rückfahrt 862 km, und obwohl ich teilweise schon ganz flott gefahren bin, lag der Schnitt am Ende bei 94 km/h. Der Durchschnittsverbrauch lag diesmal bei 14,1 kWh/100km, woran es auch nichts zu meckern gibt. Der Gesamtenergiebedarf betrug 121,6 kWh.

Fazit und Gedanken für die Zukunft

Am Ende kann ich sagen, dass so eine lange Strecke wirklich gut elektrisch zu fahren ist. Ich glaube auch nicht, dass wir mit dem Diesel zuvor schneller am Ziel gewesen wären, obwohl ich dort unterwegs nicht hätte tanken müssen. Ich muss und will eine so lange Strecke nicht durchfahren und finde Pausen auch sehr wichtig, und vor allem natürlich mit Kindern auch unvermeidbar.

Die Planung der Fahrt nimmt im Vorfeld allerdings gut Zeit in Anspruch, und wirklich gute Tools, vor allem für das iPhone, fehlen noch. Für die Routenplanung ist der Planer auf GoingElectric eine wirklich großartige Sache. Aber es ist auch das einzige Produkt dieser Art, das gut funktioniert. Hier hoffe ich in Zukunft auf Tools, die auch mobil gut funktionieren. (Ja, ChargEV funktioniert sehr gut, und ist eine tolle App. Aber lange Routen lassen sich damit schlecht planen.)

Ansonsten gibt es an Autobahnen mittlerweile wirklich viele Schnellladesäulen, und ich stelle deshalb folgende Behauptung auf: Wenn die Beschilderung auf der Autobahn besser wäre, als nach dem Motto Hier gibt es eine Ladesäule, und die nächste ist dann in x Kilometer.“, dann dürfte es möglich sein, lange Strecken auch ohne detaillierte Vorplanung zu fahren. Ich denke, wir kommen irgendwann dorthin.

Für eine zukünftige lange Strecke würde ich aber wahrscheinlich die Route flexibler gestalten, und für jeden Ladestopp 1-2 Alternativen festlegen. Denn auf unserer Fahrt war es manchmal so, dass die Kinder während des Ladestopps geschlafen haben. Und da wäre es gut gewesen, wenn ich einen weiteren Stopp in Reichweite im Ärmel gehabt hätte, oder eben auch einen früheren Stopp, falls die Kids unruhig werden.

Abschließend kann ich sagen, dass ich immer noch der Meinung bin, der IONIQ war die beste Autoentscheidung bisher. Im Alltag, sowie auf Langstrecke im Urlaub funktioniert das alles wunderbar.

  1. Den Link zur Station auf Moovility bekommt man leider nicht auf der Moovility-Seite. Man muss die Station in Apple Maps suchen, die Station antippen, und über Weitere Infos auf Moovility.me“ kommt man dann zum direkten Link zur Station.

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